Was spricht gegen eine Umgehungsstraße zur Teerhofinsel?

Aus unserer Sicht natürlich erstmal alles. Die Versiegelung der Flächen, die Zerstörung von Lebensraum, die Abholzung, die hohen Kosten und so weiter.

Versiegelung der Flächen

Deutschlandweit werden Millionenbeiträge in die Hand genommen, um versiegelte Flächen wieder zu entsiegeln. Der Klimawandel zwingt die Kommunen und Gemeinden, zu handeln. Unter diesem Hintergrund scheint es geradezu absurd zu sein, große Flächen am Petroleumhafen für alle Zeiten unter einer Asphaltschicht verschwinden zu lassen, für die es keine Notwendigkeit gibt.

Zerstörung von wertvollen Biotopen

Die Rieselgebiete der Kläranlage sind beliebte Brut gebiete für Tiere aller Art. Auch die angrenzenden Gärten sind Heimat vieler schützenswerter Arten. Durch die Bauarbeiten, werden die Lebensräume der hier beheimateten Vögel, Amphibien und anderen Wildtieren nachhaltig zerstört.

Enorme Kosten - Verschwendung von Steuergeld

Probebohrungen haben gezeigt, das die Umgehungsstraße auf einem äußerst morastigen Untergrund gebaut werden muss. Aufwendige Maßnahmen, wie das Einschlagen von 18 m langen Stahlpfählen über eine weite Strecke, den Bau einer neuen Brücke über den Mühlbach, die Neuverlegung der erst vor Kurzem erneuerten Hauptgasleitung, und so weiter. Das alles sind Faktoren, die die Kosten in die Höhe treiben werden.

Verlust eines naturbelassenen Radwanderweges

Der Radwanderweg an der Teerhofinsel wird zu jeder Jahreszeit von Pendlern, Anwohnern´und Urlaubern stark genutzt, weil er gut ausgebaut ist und aufgrund der vielen Bäume ein Naturfeeling vermittelt. Urlaub beim Durchradeln sozusagen. Für Kinder und Jugendlich bietet er auf und vom Weg zur Schule einen sicheren Verkehrsweg.

Abholzung von wertvollen Baumbeständen

Von der Umgehungsstraße sind ca. 150 wertvolle Bäume bedroht, die den Motorsägen zum Opfer fallen sollen. Darunter sind Buchen, Eichen, riesige Birken, Weiden, Pappeln, Schwarzerlen, Kastanien, Ahornbäume und diverse Obstbäume. Über Jahrzehnte wurde so ein wertvolles Biotop für Flora und Fauna geschaffen.

Kein öffentlicher Mehrwert, weil unnötig

Irgendwann hat irgendjemand beschlossen, dass alle Bahnübergänge mit der Zeit verschwinden sollen, weil diese den Anforderungen an eine moderne Verkehrspolitik nicht gerecht werden. So weit, so gut. Hiervon ausgenommen sind Bahnübergänge, die, wenn sie wenig Verkehrsaufkommen aufweisen, und eine Alternative in keinem Verhältnis zu den Kosten steht, durchaus weiterbetrieben werden können.
Für die geplante Umgehungsstraße am Petroleumhafen trifft das eindeutig zu. Der Nutzen steht in keinem Verhältnis zu den Kosten für die Allgemeinheit. Das betrifft ja nicht nur die finanziellen Kosten, sondern auch der Verlust der Natur, darf unter Verbindlichkeiten gebucht werden.

Gefährliche Ausweichroute für Radfahrer

Während der Baumaßnahmen, die ca. 2 Jahren dauern werden, sollen Fußgänger und Radfahrer die Ausweichstrecke an der Schwartauer Allee nutzen. Dieser gehört allerdings zu dem gefährlichsten Radweg in Lübeck. An einigen Stellen misst die Breite des Radweges gerade mal einen Meter.

Kinder und Jugendliche, die sich auf den Weg von oder zur Schule machen, gehen hiermit ein hohes Risiko ein.

Gerade in den Wintermonaten bei Dunkelheit und Glätte.

Radweg Schwartauer Allee

Keine Zeitersparnis erkennbar

Durch die Schließung des Bahnübergangs verlängert sich der Anfahrtsweg über die Schwartauer Allee und Warthestr. um ca. 2 Kilometer. Die angenommene Zeitersparnis reduziert sich bei nüchterner Betrachtung so gut wie gar nicht. In der Rushhour geht auf der Schwartauer Allee jetzt schon nicht viel. Die zusätzlich zurückgelegten Kilometer verbessern die CO2-Bilanz auch nicht wirklich.

Lange Wege für Schüler zu den Wassersportvereinen

Durch die Schließung der Bahnübergänge verlängert sich der Anfahrtsweg für die Schüler des Leibnitzgymnasiums und anderer Schulen  um 3,5 Kilometer und führt über einen der gefährlichsten Fahrradwege in Lübeck

Teerhofinsel wird vom ÖPNV abgeschnitten

Der Weg von der Teerhofinsel zur nächsten Bushaltestelle verlängert sich von bisher 50 Meter auf 1,3 Kilometer. Für Mitarbeiter der ansässigen Firmen und Gästen der Marinas, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, eine schlechte Nachricht.

Vereine und Gewerbe sind dagegen

Die auf der Teerhofinsel angesiedelten Segelvereine und Gewerbeunternehmen sprechen sich gegen die Umgehungsstraße aus. Aus deren Sicht trägt der längere Anfahrtsweg von der Autobahn zu einer unnötigen Verschärfung der aktuellen Verkehrssituation auf den Zubringerstraßen bei. Schwerlasttransporte müssten Umwege einplanen, da die langen Gespanne nicht nach links von der Wartestraße auf die Umgehungsstraße zur Teerhofinsel einbiegen können. Die Bahnbrücke lässt das nicht zu. Mitarbeiter der Gewerbeunternehmen und Gäste der Marinas werden vom öffentlichen Nahverkehr abgeschnitten.

Was sind die Argumente der Deutschen Bahn?

Im Rahmen der Fehmarn-Belt-Querung erhofft sich die Deutsche Bahn, das Land und der Bund einen deutlichen Wachstumsschub für die Wirtschaft. Güterzüge mit einer Länge von einem Kilometer werden pausenlos über die Schienen rattern.

Sicherlich werden sich die Wartezeiten für die Besucher der Teerhofinsel verlängern, aber eben nicht so, wie von der Bahn behauptet wird.

Umbau zur Hochgeschwindigkeitstrasse

Die Schließung des Bahnübergangs zur Teerhofinsel wird von der Deutschen Bahn unter anderem damit begründet, dass die Strecke in Zukunft Teil der Hochgeschwindigkeitsstrecke sein wird, auf der entsprechende Züge bis 200 km/h schnell sein werden.

Für den Bahnübergang zur Teerhofinsel gilt dies aber nicht, weil die Maximalgeschwindigkeit, mit der Züge durch den Lübecker Hauptbahnhof fahren dürfen, gerade mal bei 40 km/h liegt.

Abbremseinleitungen bei Fahrten nach Lübeck lassen eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h auf Höhe des Bahnübergangs zur Teerhofinsel zu.

Ähnliches gilt bei der Beschleunigung aus Lübeck raus.

Auch ist es fraglich, ob Personenzüge den Lübecker Hauptbahnhof lediglich als Durchgangsbahnhof nutzen, ohne einen Zwischenhalt einzulegen.

Das Argument der Bahn, den Bahnübergang zur Teehofinsel zu schließen, weil die Bahnstrecke zur Hochgeschwindigkeitstrasse umgebaut wird, ist damit widerlegt.

Besserer Zugang zur Teerhofinsel


Die Experten der Bahn und ihre Gutachter gehen davon aus, dass sich sowohl der Personenverkehr als auch der Güterverkehr bis zum Jahr 2030 nahezu verdoppeln wird.
Eine Verlängerung der Standzeit um mehrere Minuten ist den Menschen nicht zuzumuten.

(Diese Prognosen sind allerdings schon vor einigen Jahren erstellt worden und bilden daher die aktuellen Entwicklungen im Bahnverkehr nicht ab.)

Jedoch können sich die Wartezeiten schon jetzt deutlich reduzieren, wenn die Deutsche Bahn ihre Schrankenschaltung ins 21.Jahrhundert modernisiert.

Nach Aussagen der Bahn sollen die Güterzüge hauptsächlich in der Nacht rollen, zu einer Zeit also, in die der Bahnübergang kaum genutzt wird.
Des Weiteren hat die Schleswig Holsteinische Regierung erst kürzlich beschlossen, den Personennahverkehr auf der Schiene aus Kostengründen deutlich zu reduzieren. Auch das Ende der Bäderbahn wurde in diesem Gutachten noch gar nicht eingepreist.

Der Privatanbieter „Erixx“ wird aufgrund der deutlichen Erhöhung der Trassengebühren durch die Deutsche Bahn, das Angebot reduzieren.

Mit einer deutlichen Erhöhung der Zugdurchfahrten ist auf absehbare Zeit nicht zu rechnen.(siehe Prognose Güterverkehr bis 2030 durch das FIS)

Auch das Scheitern der Verkehrswende wird zur Reduzierung des Zugverkehrsaufkommens beitragen.

Besserer Zugang für Rettungsdienste

Nach Erklärung der Bahn, ist es vorgeschrieben, dass Rettungswagen, Feuerwehr und Polizei einen ungehinderten Zugang zur Teerhofinsel haben müssen und das sei aufgrund der zu erwartenden länger geschlossenen Schranken gegen das Gesetz.
Das hatte die letzten Hundert Jahre zwar niemanden interessiert, aber jetzt ist es nun mal so.
Unberücksichtigt allerdings ist die Tatsache, dass Rettungskräfte jeglicher Art bereits einen unbeschrankten Zugang zur Teerhofinsel über den Radwanderweg am Petroleumhafen haben. Dieser wird auch regelmäßig von Servicekräften der Bahn genutzt, hätte man also wissen können.